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Beziehung - bleiben oder gehen

Bleiben, obwohl man den Partner nicht liebt - weil halt grade nichts Besseres da ist! Da könnte man vermuten, daß dies ein wenig nach Bequemlichkeit klingt…oder eher nach Opportunismus? Die Frage, die sich in jedem Fall aufdrängt: was wäre denn etwas “Besseres”? Und gäbe es nachher nicht doch auch noch was Besseres?

Weshalb bleibt man in einer Beziehung, in der man innerlich permanent am Absprung ist? Man hält insgeheim Ausschau nach einer “idealen” Partnerschaft (die Ideale sind natürlich nur die eigenen, die in der Phantasie existieren), will aber all die Annehmlichkeiten einer Beziehung nicht aufgeben. Und vor allem soll der Partner von diesen Absichten nichts wissen. 

Unehrlichkeit, Unaufrichtigkeit, Lüge - das gehört zum Instrumentarium, um diesen status quo aufrecht zu erhalten. 

Man könnte es als “toxisches Biotop” bezeichnen, in dem echte Liebe, Nähe, Intimität, Vertrautheit nicht entstehen kann. Was bedeutet, daß sich ein Partner dieser Entwicklung immer entzieht.

Die Trennung ist dann für den Partner, der sich ehrlich engagiert hat, sehr schmerzlich, er erkennt, daß er belogen wurde. Der, der geht, äußert “mitfühlend” sein Bedauern (oder auch nicht) und ist gedanklich schon beim “Besseren”. Und stellt nach einiger Zeit fest, daß es so gut nun auch wieder nicht ist und setzt die Suche nach noch etwas “Besserem” fort. 

Da muss man schon die Frage nach der Absicht stellen…All unser Tun, unser Handeln ist immer mit einem Ziel, einer Absicht verbunden, was uns jedoch in den meisten Fällen nicht bewußt ist.

“Könnte es sein, daß Sie damit eine dauerhafte Bindung vermeiden wollen”? Die vielfachen Antworten sind einander ähnlich: “Nein, nein, ich will schon so eine Beziehung, aber…”.

Dann hört man als Berater oder Therapeut schon sehr genau hin, denn das, was dem Menschen wirklich wichtig ist (und was er vor sich selber zu verbergen versucht), kommt immer erst NACH dem aber.

“Ja…, aber…!”

Bindung bedeutet auch Verbindung, Verbindlichkeit, den Wunsch, den Partner in in seiner Entwicklung zu fördern, die Bereitschaft, ihm in schweren Zeiten beizustehen. Mit alldem fühlt sich der nach was Besserem Suchende überfordert, wohl aus einem der Gefühl der Minderwertigkeit heraus, traut es sich selber nicht zu. Daher dieser Teufelskreis der inneren Zerrissenheit und Rastlosigkeit, der dauernden Suche.

Es sind nicht nur neurotische Züge, sondern lässt schon eine Neurose erkennen, wenn man seine Energien dazu einsetzt und darauf verschwendet, vor einer der Lebensaufgaben ständig davonzulaufen, sie zu vermeiden.

Ist dieser Mensch bereit, sich damit und mit sich selbst  auseinanderzusetzen, die daraus gewonnenen Erkenntnisse in sein Leben zu integrieren, daran zu arbeiten, kann er innerlich wieder “ganz” werden. 

Das ist nicht einfach, vielleicht von Rückfällen in alte Muster begleitet, doch mit zunehmendem Glauben an sich selbst gelingt dieser Weg.

Wie er schon Vielen vorher gelungen ist.